So setzen eSports Trends bei den Videospielen

Je neuer, desto besser? Im Prinzip mag das wohl gelten, vor allem, wenn es bei den Neuerscheinungen um bei den Fans heiß ersehnte Erweiterungen von bestehenden Franchises geht. Allein in diesem oder im kommenden Jahr werden die Veröffentlichungen von „Call of Duty 2021“, „Overwatch 2“ und zwei „Pokemon“-Remakes erwartet.

Bis dahin kommen Monat für Monat diverse neue Games auf den Markt, um die riesige Zockergemeinde weltweit zufrieden zu stellen. Allein in der Bundesrepublik Deutschland spielen mehr als 34 Millionen Leute regelmäßig oder gelegentlich in ihrer Freizeit. Dabei hat sich der Spaß längst in allen Altersgruppen etabliert. Die größte Gruppe der deutschen Zocker machen mittlerweile sogar Männer und Frauen ab 50 Jahren aus, und rund 15 Prozent der deutschen Gamer sind mindestens 60 Jahre alt.

Bei allem Interesse an brandneuen Spielen bleiben jede Menge Videospieler ihren alten Favoriten treu. Zu verdanken haben die Hersteller das unter anderem den boomenden eSports-Ligen. Neue Spiele mögen gut und schön ein, aber um es in einem Videogame zu echtem Erfolg zu bringen, heißt es wie in jedem anderen Sport auch trainieren, trainieren, trainieren. Selbst wer nur zum Vergnügen zockt, ohne es in einer Liga zu Ruhm, Ehre, und möglicherweise sogar einem Vermögen zu bringen, kann als Zuschauer bei den großen virtuellen Turnieren, die bis hin zu Weltmeisterschaften reichen, einiges lernen, oder bei LoL Wetten oder Tipps auf andere eSports vom Können der Profis profitieren.

Die Bühne wartet auf die ersten Kämpfer

Die populärsten eSports-Videospiele haben allesamt eine langjährige Karriere hinter sich. An erster Stelle weltweit lag im vergangenen Jahr „Counter Strike: Global Offensive“. Der Ego-Shooter ist als viertes Videospiel in der „Counter Strike“- Serie seit August 2012 auf dem Markt. Rund 13.000 Profispieler tragen mittlerweile Gefechte aus, bei denen in mehr als 5000 Turnieren um Preisgelder in einer Gesamthöhe von über 102 Millionen Dollar gekämpft wurde. In diesem Jahr treten 24 Teams um den Weltmeistertitel an. In Deutschland wird das Duell um den Einzug in diese ausgesuchte Truppe sowie um eine Million Dollar Preisgeld im Juli bei der ESL Pro Tour als Teil der IEM Köln ausgetragen. Dabei werden die Spieler in zwei Gruppen von je fünf Zockern eingeteilt, die entweder als Terroristen oder Anti-Terror-Einheit agieren. Im Gegensatz zu den meisten Games müssen gefallene Spieler das Ende der Runde abwarten, ehe sie erneut in den Wettkampf einsteigen können.

Counter Strike: Global Offensive

Auf dem zweiten Platz in der Beliebtheitsskala lag im vergangenen Jahr „League of Legends“. In dem zum Genre Multiplayer Online Battle Arena (kurz MOBA) gehörenden Spiel sind inzwischen mehr als 7100 Profis aktiv. Obwohl bisher mit knapp 2500 Turnieren erst rund halb so viele Wettbewerbe in dem 2009 veröffentlichten Videospiel ausgetragen wurden wie in „CS: GO“, sind dabei fast 80 Millionen Dollar ausgezahlt worden. In dem Echtzeit-Strategiespiel treten ebenfalls zwei Fünfer-Teams gegeneinander an, die unterschiedliche Champions mit unterschiedlichen Fähigkeiten verkörpern. Dabei treten sie gegen identische Champions im gegnerischen Lager an, um in deren Basis einzubrechen und den gegnerischen Nexus zu zerstören. Bei der diesjährigen Weltmeisterschaft, die für den Sommer in China als einzigem Gastgeberland geplant ist, geht es um 2,25 Millionen Dollar.

Die deutschen Fans fiebern in erster Linie für das Team „Misfits“ mit, das in der europäischen Liga von „League of Legends“ von Maurice „Amazing“ Stückenschneider trainiert wird. „Amazing“ hatte sich ursprünglich einen Namen als einer der weltbesten „League of Legends“-Spieler gemacht. 2014 zog er mit seinem Team in das Viertelfinale der Weltmeisterschaft ein, und ein Jahr später schafften er und seine Mitspieler es sogar bis ins Halbfinale. Hinzu kommen drei Finaleinzüge in die europäische Meisterschaft.

League of Legends

An dritter Stelle unter den Top 5 der eSports-Videogames liegt das erst knapp vier Jahre alte „Fortnite“. Der Battle-Royale-Shooter, bei dem insgesamt 100 Spieler auf einer riesigen Map ums Überleben kämpfen, bis nur noch einer übrig ist, zählt inzwischen über 4.300 Profispieler. In 655 bis Ende 2020 ausgetragenen Turnieren ging es insgesamt um fast 98 Millionen Dollar, und es ist kein Ende im „Fortnite“-Fieber abzusehen. Die erste Weltmeisterschaft wurde 2019 ausgetragen. Für dieses Jahr sind allerdings erstmal nur virtuelle Events in kleinerem Rahmen geplant.

An vierter Stelle auf der Beliebtheitsskala steht „Dota 2“. Das 2013 veröffentlichte MOBA-Spiel wird inzwischen weltweit von fast 4000 Profis gezockt. Mit Preisgeld in Höhe von mehr als 227 Millionen Dollar in 1432 Turnieren ist es kein Wunder, dass die reichsten eSportler allesamt „Dota 2“ zocken. Das ähnlich wie „League Of Legends“ ablaufende Spiel hat unter anderem den deutschen Profi Kuro „KuroKy“ Salehi Takahasomi, der im Team Nigma zu den Top Ten der Welt gehört, zum Multimillionär gemacht.

Auf Platz fünf, was Profispieler anbelangt, liegt das 2016 veröffentlichte „Overwatch“. Fast 4000 Profis zocken das Spiel, das Ego-Shooter und MOBA verbindet.

Wieviel Sinn es macht, sich gerade im eSport lange Zeit dem gleichen Spiel zu widmen, zeigt sich bei den „FIFA“-Ergebnissen. Weil die Fußballsimulation jedes Jahr in einer neuen, veränderten Ausgabe gespielt wird, auf die sich selbst die besten virtuellen Kicker erst einspielen müssen, kann es zu dramatischen Auf und Abs kommen. Davor ist selbst ein Weltmeister nicht gefeit. Der deutsche Titelhalter Mohammed „MoAuba“ Harkous, der es 2019 zu Titel und 250.000 Dollar Preisgeld gebracht hatte, musste sich im Herbst 2020 in der gerade erst erschienen „FIFA 21“-Ausgabe gegen den erst 14 Jahre alten RB-Leipzig-Nachwuchsspieler Anders Vejrgang chancenlos geschlagen geben. Je neuer, desto besser, galt in dem Fall nur für den jugendlichen Dänen.